Die Arbeit an den Kompetenzen des Fachbereiches Musik ermöglicht die handlungs- und anwendungsorientierte Auseinandersetzung mit künstlerischen und kulturellen Ausdrucksformen. Im Musikunterricht sammeln die Schülerinnen und Schüler Lernerfahrungen, welche für sie sinnstiftend sind. Bildungsziel ist eine musikalische Grundbildung, ausgerichtet auf die Förderung von Kreativität, performativen Fertigkeiten und ästhetischem Sinn, sowie auf die Vermittlung von Kenntnissen in Kunst und Kultur.

Die Entwicklung musikalischer Kompetenzen geschieht einerseits in einem linearen Sinn aufbauend und andererseits in einer Spirale, in welcher einzelne Facetten einer Kompetenz in unterschiedlichen Zusammenhängen und in verschiedenen Differenzierungsstufen erworben werden. Die Schülerinnen und Schüler verfügen zunehmend über Erfahrung, Können und musikalisches Wissen und Können das Gelernte in neuen Situationen in- und ausserhalb der Schule anwenden. Ein aktiv handlungsbezogener Umgang mit Musik lässt sich über die sechs Kompetenzbereiche beschreiben. Diese umfassen verschiedene Verhaltens- und Umgangsweisen mit Musik.

Die Didaktik des Musikunterrichts bezieht sich auf das aktuelle Fachverständnis. Sie integriert dabei die Hintergründe des gesellschaftlichen und musikkulturellen Wandels jüngerer Zeit und basiert im Wesentlichen auf folgenden didaktischen Grundsätzen:

  • Eigengestalterische Prozesse: Kinder und Jugendliche erfahren in eigengestalterischen Prozessen wesentliche Merkmale und Zusammenhänge von Musik. Der Entwicklung von Selbstausdruck und Kreativität wird dabei grosse Bedeutung zugemessen.
  • Vernetzter Umgang mit Musik: Alle sechs Kompetenzbereiche werden mehrperspektivisch und vielseitig miteinander in Verbindung gebracht.
  • Integration und Verbindung der verschiedenen Sinne: Die Einheit von Körper, Musik und Bewegung bildet vor allem im ersten Zyklus das Fundament der musikalischen Entwicklung.
  • Vom Handeln zum Können: Musikalisches Lernen geschieht über den Weg des Handelns zur Aneignung des Wissens und somit zum Begreifen von Musik. Im Unterricht kann diese Reihenfolge auch variiert und der Situation angepasst werden.
  • Musikhören: Das aktive (Zu-)hören begleitet jede Musiklektion. In einer Zeit, in der Musik im Alltag fast immer und überall medial präsent ist, gehört das Hinführen zum aktiven Zuhören zum Inhalt des Musikunterrichtes. Die Schulung und Entwicklung des bewussten, aktiven Hörens ist Ausgangspunkt für jedes musikalische Tun.
  • Wahrnehmungsschärfung: Die musikalische Wahrnehmung steht am Anfang jedes musikalischen Tuns und gestalterischen Prozesses. Sie benötigt und schult die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler. Die Schulung der Wahrnehmung braucht Kontinuität und musikalische Anregung und lässt ein Staunen immer wieder zu.
  • Technikerwerb: Mit einer Wochenlektion ist der regelmässige Übungsprozess eine zentrale Lernmethode: Üben heisst wiederholen, variieren, vergleichen und beurteilen, verfeinern und anwenden.
  • Musikvermittlung: Im Musikunterricht bietet sich die Möglichkeit, auf das musikalische Umfeld, das regionale Musikleben und auf die aktuelle Musikwirklichkeit der Schülerinnen und Schüler einzugehen und Angebote der Kulturvermittlung an verschiedenen Orten zu nutzen (z. B. Animation für Schulmusik des Kantons Zug, Schülerkonzerte, Projektwochen, Begegnung mit Musikschaffenden, Musikfeste usw.).
  • Fächerintegration: Der Fachbereich Musik bietet sich an, auch in anderen Fachbereichen, einen Beitrag zu einem qualitativen und rhythmisierenden Unterricht zu leisten. Immersiver Unterricht bietet sich neben dem Fremdsprachenunterricht auch beispielsweise in den Fachbereichen «Deutsch», «Natur, Mensch, Gesellschaft», «Medien und Informatik» und «Bewegung und Sport» an.
  • Heterogenität berücksichtigen: Ein zeitgemässer Musikunterricht berücksichtigt die unterschiedlichen Voraussetzungen, Singgewohnheiten und Spieltraditionen der Kinder und Jugendlichen in ihrem Lebensumfeld (Familie, ausserschulische Musikaktivitäten und Freizeit).
  • Fachsprache: Die Anwendung einer musikalischen Fachsprache ist notwendig, damit Schülerinnen und Schüler stufengerecht über Musik, ihre Funktion in der Gesellschaft und über ihre persönlichen Empfindungen sprechen können. Dazu gehört der Aufbau eines entsprechenden Vokabulars über alle Zyklen hinweg.

(Siehe auch Grundlagen Kapitel Überfachliche Kompetenzen.)

Verbunden mit den fachlichen Kompetenzen aus den sechs Kompetenzbereichen fördert musikalisches Lernen auch überfachliche Kompetenzen. Besondere Bedeutung erhalten im Musikunterricht:

Beim gemeinsamen Musizieren spielt die Fähigkeit, sich an der Zusammenarbeit mit anderen aktiv und kooperativ zu beteiligen, eine zentrale Rolle. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Verschiedenheit zu akzeptieren, erfahren Vielfalt als Bereicherung und üben sich darin, Entscheide der Gruppe mitzutragen. Dies geschieht nicht nur in der Begegnung mit anderen Musikkulturen, sondern schliesst auch verschiedenste musikalische Präferenzen innerhalb der Schulklasse mit ein.

Die Schülerinnen und Schüler können eigene Gefühle wahrnehmen und diese musikalisch angemessen ausdrücken. Sie können mit musikalischen Herausforderungen konstruktiv umgehen sowie einen eigenen Standpunkt einnehmen.

Die Schülerinnen und Schüler können kreative Lösungen in einem musikalischen Gestaltungsprozess finden und weiterentwickeln. Sie können musikalische Phänomene in der entsprechenden Fachsprache beschreiben und fachspezifische Aufgaben- und Problemstellungen lösen (z.B. ein Musikwerk in einen gesellschaftlichen Kontext stellen).

Musik spielt im Alltag des Kindes eine wichtige Rolle. Es erfährt Musik vorwiegend über Primärerfahrungen, die es oft spontan und freudig wiederholend ausführt. Singen, mit Instrumenten und Materialien hantieren und bewegen zu Musik. Das musikalische Spiel und die musikalische Kommunikation entwickeln sich vor dem Umgang mit notierter Musik. Eine Zusammenarbeit zwischen der Lehrperson für alle Fachbereiche und den Fachpersonen der Musikschule wird als selbstverständlich vorausgesetzt, insbesondere Absprachen betreffend des Curriculums sind wünschenswert.

Hören und Erleben von Musik erfasst beim Kind den ganzen Körper. Es lernt dabei auch, die Aufmerksamkeit auf innere Befindlichkeiten zu richten: innere Bilder, Gefühle werden ausgelöst und Fantasieräume geöffnet. Mädchen und Knaben erleben ihre Körperlichkeit, indem sie lernen, ihre Grob- und Feinmotorik zu verfeinern und Bewegungen der Musik vielseitig anzupassen. Dem eigenen Sich-Ausdrücken und Sich-Identifizieren ist genügend Raum zu geben.

Im Umgang mit Liedern, Bewegungen zu Musik, Tänzen, rhythmischen und melodischen Versen, im Sich-Einfühlen-in-Rollen, im Erkunden von Klangkörpern, in offenen Gestaltungsaufgaben und weiterem gelingt es Kindern, in der Gruppe oder alleine, musikalisch orientierte Spielwelten zu bilden und in Atmosphären von Klängen und Melodien einzutauchen.

Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung bilden im musikalischen Zusammenspiel beim Singen, Tanzen, elementaren Musizieren ein tragendes Fundament, welches sorgfältig aufgebaut wird. Das Sich-Einordnen-Können sowie das Verstehen von Regeln im gemeinsamen musikalischen Tun sind wichtig, um innerhalb des Klassenverbandes eine Musikkultur aufzubauen.

Zu den musikalischen Lernarrangements im 1. Zyklus gehören Musiksequenzen in geführten Aktionen sowie musikorientierte Angebote im Freispiel. Im Alltag von Kindern hat das Bewegungsbedürfnis einen grossen Stellenwert. Darum sollte für die Klasse genügend Raum zum musikalisch aktiven Tun vorhanden sein. Zur Grundausstattung eines Musikunterrichtes des 1. Zyklus gehören Elementar- und Rhythmusinstrumente, Rhythmik- und Alltagsmaterialien, Objekte, didaktische Medien sowie Malutensilien.

Die Inhalte und Prozesse des Musikunterrichtes werden von der Lehrperson auf der Grundlage der Kompetenzen und Stufenaufbauten ausgewählt. Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler sind zusammen in einen musikalischen Übungs-, Lern- und Gestaltungsprozess involviert. Die Lehrperson agiert dabei als Vorbild einer musikalisch interessierten und kompetenten Person, als musikalische Kommunikationspartnerin, als Mitgestalterin und als Begleitperson von musikalischen Prozessen. Sie begegnet den musikalischen Äusserungen der Schülerinnen und Schüler mit Interesse, Anerkennung und Wertschätzung, kann Freiräume zulassen und baut eine Lernkultur auf, in der auch Fehler Platz haben.